Die Internetsite ist vorläufig eine Framversion: E-mail von Klaus Stattmann: Klaus Stattmann Die seit 1993 vertieften, systemtheoretisch und konstruktivistisch beeinflussten Leitgedanken meines Architekturansatzes werden anhand eigener Projekte erläutert und theoretische Sinnzusammenhänge werden aufgezeigt. Als zentrale Begriffe tauchen dabei auf: Erwartung als Möglichkeitsbedingung von Kontingenz - Beobachtung als Modus der Form - transformative Reserve. Architektur als soziales Konstrukt spielt eine konstitutive Rolle für den Bestand und die Reproduktion von Gesellschaften. Ähnlich wie beim Erwerb der Sprache im Individuationsprozess des einzelnen Menschen, muss auch die Bedeutung der Architektur erst im Umgang mit ihr erlernt werden. Damit dieser Umgang mit Gebäuden und Gebäudesystemen gewährleistet ist, müssen durch Erfahrungen erlernte Sinnesbezüge stabile Identitäten bilden und auch in Zukunft einen weiteren Umgang mit ihnen erwarten lassen. Wir bauen auf unsere Erfahrungen und auf die Kenntnis der Erwartungen der anderen. Die Haltung eines Beobachters, die Operation der Beobachtung selbst, wird von Erwartungen strukturiert. Diese sind Kondensate von Sinnverwiesen, die zeigen, wie eine gewisse Situation beschaffen ist und in ihr in Aussicht steht. Sie haben die Funktion, Kommunikationen und Verhaltenswiesen wegen der Komplexität und Kontingenz der Welt zu reduzieren und zu orientieren. Sie bilden die Grundstruckturen sozialer und psychischer Möglichkeiten offen halten. Vor allem Erwartungen von Erwartungen machen "sinnvolle" Kommunikation erst wahrscheinlich. Nun kann aber innerhalb der Architektur, ähnlich wie beim Sprachspiel, mit der in Aussicht stehenden Bedeutung eines eines einzelnen Sinnzusammenhanges gespielt werden und durch Neukommunikationen Überraschungen geschaffen werden. Was passiert, wenn siech die Bedeutung einer Form/Gestalt eines Gebäudes oder Gebäudeensembles nicht mehr in der unmittelbaren Begegnung mit ihrer physischen Beschaffenheit erschließt? Die gezeigten und erläuterten Projekte intendieren, dass es in der Wrscheinung eines Gebäudes eine verborgene Reserve gibt, die sich erst nach genauerer Auseinandersetzung mit ihm eröffnet. Im Durchkreuzen der Erwartungen von Erwartungen, dem Spiel mit der doppelten Kontingenz, dass nicht nur irritiert, wird das Subjekt sich seiner beobachtenden Rolle bewusst und durch die hereinbrechende Überraschung mit dem damit verbundenen Bedeutungswechsels des Objektes konfrontiert. Die eingetretene "Überraschung" macht die Kontingenz des Sinnzusammenhanges sichtbar, eine Kontingenz, in der die transformativen Reserve des beobachtenden Subjektes zu verorten ist. Nur wenn man weiss, dass es auch anders sein kann, ist Veränderung möglich. Eben dieses Vermögen zur Veränderung, das Potential zur Bedeutungsoszillation zwischen mehreren Möglichkeiten innerhalb des Möglichkeitshorizontes, verwist darauf, dass Form mehr ist als das unmittelbar Formale. |